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17.11.2023
R-Nummer vs. Sprechende Bezeichnung: Wie Sie die Codierung des Rexroth Bezeichnungssystems leicht entschlüsseln
Bosch Rexroth ist Premiumhersteller im Bereich Antriebs- und Steuerungstechnik und stellt eine große Bandbreite an Lineartechnik-Produktgruppen her, die wir bei PICARD bevorraten. Hierzu zählen beispielsweise Kugel- und Rollenschienen sowie die dazu passenden Führungswagen und Linearkugellager(-sets). Eine wesentliche Besonderheit dabei ist, dass die Artikel alle unter einem eigenen Bezeichnungssystem, den sogenannten R-Nummern, geführt werden. Zusätzlich dazu setzt das Unternehmen „sprechende Bezeichnungen“ ein. Was damit genau gemeint ist und warum der Einsatz dieser Systeme zu einer besseren Verständlichkeit auf Hersteller- und Kundenseite führt, verrät uns Rolf Spickermann von Bosch Rexroth im Interview.
Guten Tag Herr Spickermann. Schön, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Stellen Sie sich gerne kurz vor. Was sind Ihre Aufgaben bei Bosch Rexroth?
Rolf Spickermann: Mein Name ist Rolf Spickermann, ich bin Partner Development Manager im indirekten Channel des Vertriebes Europa Mitte der Bosch Rexroth AG. In dieser Funktion bin ich als Kundenverantwortlicher sowie als Technologieverantwortlicher der Lineartechnik für Unternehmen wie PICARD tätig.
Bosch Rexroth ist weltweiter Technologieführer im Bereich der Antriebs- und Steuerungstechnik. Seit wann entwickeln Sie Lineartechnik?
Rolf Spickermann: Zu Beginn der sechziger Jahre war Bosch Rexroth, damals noch unter dem Namen „Deutsche Star Kugelhalter GmbH“, erster europäischer Hersteller der Standard-Kugelbüchse. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die Produktion von gehärteten und geschliffenen Stahlwellen aufgenommen. Zusätzlich zur Büchse gab es dann, ergänzt durch Gehäuse, Wellenböcke und Wellenunterstützungen für offene Kugelbüchsen, auch komplette Einheiten als einbaufertige Lösung. In den achtziger Jahren folgte die Entwicklung der Profilschienenführung und der aus Führung und Antrieb bestehenden Linearsysteme.
Unverwechselbar machen Sie die 10-stelligen R-Nummern, die jeder Linearartikel von Ihnen erhält. Warum nutzen Sie ein eigenes Bezeichnungssystem?
Rolf Spickermann: In dem großen Produktportfolio der Lineartechnik von Bosch Rexroth war es wichtig, ein überschaubares System zu entwickeln, bei dem sich jede Produktvariante inklusive Zubehör und Anbauteilen in einem logischen Nummernsystem wiederfindet. Dies verschafft nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden einen schnellen und einfachen Überblick.
Das bedeutet konkret: Alle Zahlen des 10-stelligen R-Nummernsystems haben eine Bedeutung. Nehmen wir als Beispiel unsere Führungswagen: Die ersten beiden Ziffern der R-Nummer geben die Form an. Handelt es sich um eine Kugelführung (16) oder eine Rollenführung (18)? Die nächsten beiden Ziffern stehen für die Typenbezeichnung. Darauf folgt eine Ziffer für die Größe (z.B. Ziffer 1 steht für Größe 15, Ziffer 2 für Größe 25 usw..). Anschließend werden die Vorspannung und die Genauigkeit in jeweils einer Ziffer benannt. Die letzten beiden Zahlen stehen schließlich für die Dichtung/Kugelkette. Sobald man diese Codierung einmal verinnerlicht hat, lässt sich jedes Produkt im Bereich Kugel- und Rollenschienen sowie den dazugehörigen Führungswagen ganz leicht identifizieren. Ein weiterer großer Vorteil an der numerischen Codierung ist, dass sie über jegliche Sprachgrenze hinaus funktioniert.
Sie nutzen auch sogenannte „sprechende Bezeichnungen“, also Bezeichnungen, die spezifische Merkmale wie Typ, Größe oder Konstruktion enthalten, in Ihrem Bezeichnungssystem. Was ist der entscheidende Vorteil an der Kombination zwischen R-Nummer und „sprechender Bezeichnung“?
Rolf Spickermann: Hinter jeder sogenannten sprechenden Bezeichnung sind diverse Abkürzungen von spezifischen Merkmalen als Text hinterlegt. Diese dienen zur schnelleren Findung des Produktes im Katalogsystem. Ein Nutzen, den viele unserer Kunden sehr schätzen. Einige Beispiele für diese „sprechenden Bezeichnungen“ sind:
KW = Kugelwagen, KS = Kugelschiene, RW = Rollenwagen, RS = Rollenschiene, MW= Miniaturwagen, MS, Miniaturschiene, KB= Kugelbuchse und so weiter.
Die Verwendung von R-Nummer und sprechender Bezeichnung ist in der Kombination unschlagbar, da sie die Vorteile beider Systeme vereint: Die R-Nummer ist zwar sehr aussagekräftig, aber dafür hermetisch, also undurchdringlich. Die sprechende Bezeichnung allein ist nicht zu 100% aussagekräftig, aber dafür eines der geläufigsten Bezeichnungssysteme und relativ leicht zu entschlüsseln. Das ist vor allem für Kunden hilfreich, die noch keine oder nur wenige Berührungspunkte mit unserem Rexroth-eigenen Bezeichnungssystem haben.
Wir bevorraten sowohl Ihre Profilschienenführungen mit den passenden Führungswagen als auch Wellenböcke und Linearkugellager-Einheiten. Die Kugelbüchsen aus den Linearkugellager-Einheiten sind auch einzeln erhältlich: Was macht diese so besonders?
Rolf Spickermann: Hier liegt der Vorteil klar auf der Hand: Jeder Kunde kann die Kugelbüchse in freier Gestaltungsvielfalt seiner Konstruktion verwenden und somit in seine Anwendung individuell integrieren. Dies gibt ihm die Möglichkeit, das Gehäuse nach seinem Anwendungsbedürfnissen, beispielsweise mit zusätzlichen Dichtungen, Schmieranschlüsse oder Passungswahl, zu gestalten.
Im Vergleich zu anderen Herstellern ist Ihr Sortiment an Kugelbüchen sehr umfangreich. Wie kommt es dazu?
Rolf Spickermann: Da die Evolution der Lineartechnik von Bosch Rexroth mit den Rundführungen begann und diese auch bis heute ein wichtiger Bestandteil unseres Portfolios ist, wird natürlich stetig an neuen Lösungen und Optimierungen zur Befriedigung der Kundenbedürfnisse gearbeitet. Somit kamen im Laufe der Jahre viele weitere Produktvarianten der Kugelbüchse auf den Markt. Unser Motto ist: „Für jede Anwendung die passende Kugelbüchsenführung“.
Unter dem Slogan „We Move. You win“ setzt sich Ihr Unternehmen dafür ein, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Was bedeutet das für Sie?
Rolf Spickermann: Wir sind kontinuierlich mit unseren Kunden im Gespräch, um die sich immer wieder verändernden Marktbedingungen zu kennen. Gleichzeitig denken wir voraus – welche Markttrends sind im Kommen, welchen neuen Herausforderungen müssen sich unsere Kunden stellen? Aus dieser Erkenntnis heraus entwickeln wir proaktiv schon heute Lösungen, die unsere Kunden morgen brauchen. Das heißt, wenn wir uns rechtzeitig bewegen und weiterentwickeln, gewinnen letztlich unsere Kunden. Unser Ziel ist es, die Linearbewegungen unserer Kunden stetig effizienter und zukunftssicherer zu machen. Mehr dazu finden Sie auch hier auf dieser Website.
Vielen Dank für den interessanten Einblick, Herr Spickermann!