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25.09.2023
Industrienormen und Wälzlager: Eine Partnerschaft für Spitzenleistungen
Industrienormen dienen dazu, einheitliche Standards und Verfahren für Produkte, aber auch Dienstleistungen der Technologien in unterschiedlichsten Branchen festzulegen. Die Entwicklung und Einhaltung von Normen bietet gleich mehrere Vorteile: Qualitätssicherung, Interoperabilität / Austauschbarkeit, Sicherheit, Kosteneffizienz und Handelserleichterung.
Es ist also kein Wunder, dass die Einführung von Normsystemen und Standards in der Wälzlagerbranche den Handel revolutioniert hat. Im frühen 20. Jahrhundert begannen Wälzlagerhersteller erstmals damit, eigene, festgelegte Produktionsstandards zu entwickeln, um eine Kompatibilität und Austauschbarkeit in den Anwendungen ihrer Kunden zu ermöglichen. Dadurch konnten sie international mit ihren Produkten handeln und neue, globale Märkte erschließen sowie zeit- und kosteneffizienter arbeiten. Für den Kunden wurde wiederum die Produktvielfalt und -verfügbarkeit massiv erhöht. Vor allem aber sorgte die Normierung von Wälzlagern für eine neue Definition von Qualitätsstandards. Merkmale wie Abmessungen, Materialien, Toleranzen sowie spezielle Prüfverfahren wurden einheitlich festgelegt. So konnte der Anwender sicher sein, dass seine Lager unabhängig von Hersteller oder Herstellungsland den einheitlichen Anforderungen entsprechen. Im Laufe der Jahre haben einige große Nationen und Wirtschaftsmächte eigene Industrienormen festgelegt, die sich auch international durchgesetzt haben und teilweise Äquivalente zu anderen Normsystemen bilden. Wir stellen diese im Folgenden genauer vor.
ASTM
Die signifikanten Vorteile einer Normierung von Maschinenelementen erkannten die Vereinigten Staaten bereits sehr früh. Mit der Dachorganisation ANSI (American National Standards Institute) wurde 1918 die erste landesweite Normungsorganisation gegründet, um die wachsende Industrie in den USA zu unterstützen. Zuvor gab es bereits kleinere Zusammenschlüsse dieser Art, zum Beispiel die „American Society for Testing and Materials“ (kurz: ASTM), die bis heute technische Normen und Spezifikationen entwickelt. Seit 2001 wird diese „ASTM International“ genannt, um die internationale Ausrichtung zu unterstreichen. Diese ASTM-Norm wird zum Beispiel im Maschinenbau, für Baumaterialien, Kunststoffe, medizinische Geräte, Prüfverfahren und sogar für die Festlegung von Umweltstandards genutzt.
ABMA
Im ersten Weltkrieg schlossen sich einige amerikanische Institutionen zu einem informellen Ausschuss zusammen, um die Produktion von Wälzlagern für militärische Anwendungen sicherzustellen. So begannen die Anfänge der ABMA (American Bearing Manufacturers Association). Diese befasst sich bis heute mit der Standardisierung von Wälzlagern und legt Merkmale wie Abmessungen, Materialien, Toleranzen fest. Außerdem setzt sie sich für die Interessen der Wälzlagerhersteller gegenüber den Regierungsbehörden ein und unterstützt bei der Schaffung von günstigen Geschäftsbedingungen.
Wussten Sie schon? Die Toleranzklassen werden bei der ABMA-Norm in aufsteigender Reihenfolge beziffert. Wohingegen bei DIN und JIS-Normen absteigend gezählt wird. Ein Beispiel: JIS Klasse 6 ≙ DIN P6 ≙ ANSI/ABMA ABEC 3.
ISO
ISO-Normen gelten als der internationale Standard aller Normsysteme und werden in zahlreichen Industriezweigen genutzt. Erstmals entwickelt wurden sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. ISO steht für die „International Organization for Standardization“. Um die Abkürzung in allen Sprachen einheitlich zu halten, wurde I-S-O gewählt. Dieses stammt vom griechischen Begriff isos ab und bedeutet „gleich“. Die unabhängige Organisation besteht aus verschiedenen Mitgliedern weltweit und hat ihren Hauptsitz in Genf in der Schweiz.
DIN
Die DIN („Deutsches Institut für Normung“) ist, wie der Name bereits verrät, die deutsche Norm. Ein bekanntes Beispiel für DIN-genormte Produkte kommt aus der Papierherstellung: Ein DIN-A4-Blatt kennt jeder als die klassische Papiergröße zum Drucken, in Collegeblöcken oder bei Versandtaschen. Auch bei deutschen Wälzlagerherstellern ist die DIN eine sehr verbreitete Norm.
JIS
Seit den 1920er Jahren hat sich die Normierung in der Wälzlagerbranche stetig weiterentwickelt. So hat zum Beispiel auch Japan seine eigenen Standards entwickelt, die JIS-Norm. JIS steht dabei für „Japanese Industrial Standards“. Diese wird in vielen Industriesektoren wie Automobilindustrie, Elektronik, Chemie und Bauwesen verwendet und ist nach wie vor überwiegend in Japan gebräuchlich. Vor allem bei Exportprodukten ist diese Norm aber auch aus internationaler Sicht von Interesse, da sie die Fertigungsqualität nach japanischen Standards garantiert.