Echte Qualität – made in Berlin: Ein Interview mit Uwe Müller von UKF

Wir sind immer daran interessiert, spannende Firmen und ihre Gesichter vorzustellen – heute geht es um die UKF, gegründet 1932 mit Sitz in Berlin. Bereits seit 90 Jahren stellt das Unternehmen Kugellager unterschiedlichster Art her. Mit seinem Standort und dem Qualitätsmerkmal Made in Berlin, Germany verbindet es eine lange, aufregende Historie, welche definitiv eine Erzählung wert ist. Für diesen Beitrag hatten wir Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen, der eigener Aussage zufolge sein ganzes berufliches Leben mit Wälzlagern und Antriebstechnik verbracht hat. Uwe Müller ist geschäftsführender Gesellschafter bei UKF und durfte dort erst kürzlich sein 30-jähriges Jubiläum feiern – ein passender Moment, um die Firmengeschichte und ihre Arbeit zu porträtieren und eine Bühne zu bieten.

Logo UKF

Hallo Herr Müller. Schön, dass Sie Zeit für uns finden und herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Können Sie uns kurz durch die Geschichte der UKF führen?

Müller: „Es begann alles mit der Entwicklung unseres sogenannten Trennkugellagers 1930, welches zur damaligen Zeit 20 Wälzlagerarten ersetzen konnte. Zwei Jahre später ist das Unternehmen UKF Universal-Kugellager-Fabrik GmbH in Berlin-Charlottenburg entstanden. Gründer waren der Ingenieur Paul Brühl, Erfinder des Trennkugellagers, und Max Staub, Geldgeber für das Projekt.
Im Laufe der Zeit ist die Produktpalette gewachsen, bis hin zur komplett eigenen Spindelkonstruktion und -fertigung. Alle UKF Produkte sind wie früher Made in Berlin, Germany. Dabei darf man nicht vergessen, dass damals vor dem Krieg Berlin eine Industriehochburg war. Auch die DKF Gruppe saß zu der Zeit schon mit einem Rillenkugellagerwerk in Berlin, Lichtenberg. Tatsächlich arbeiten ehemalige Mitarbeitende dieses Werkes, das Anfang der 90er Jahre geschlossen wurde, noch heute bei uns.“

Welche Produkte stellen Sie heute her?

Müller: „Wir verfügen über eine große Bandbreite an Produkten. Zum einen stellen wir die sogenannten Trennkugellager mit einem selbstnachspannenden Führungsring her, um die hohe Fertigungsgenauigkeit solange wie möglich aufrecht zu erhalten. Zum anderen produzieren wir Spindellager der Baureihen 718, 719, 70, 71, 72 und 73. Zusätzlich fertigen wir noch drallfrei geschliffene Innenringe sowie Planetenradlager für den Einsatz in Planetengetrieben an; hierbei handelt es sich um vollrollige Zylinderrollenlager ohne Außenring. Außerdem spezialisieren wir uns auf komplett anwendungsspezifisch zugeschnittene Spindeleinheiten, die sowohl per Riemen- als auch per Motor angetrieben werden. Unsere Fertigung ist dort bei ein bis drei Stück limitiert; uns geht es nämlich vor allem um die individuellen Kund*innenbedürfnisse – Sonderwünsche sind für uns also Standard!“

Was ist das Besondere an Ihrem Fertigungsprozess?

Müller: „Bei uns werden alle Fertigungsprozesse der Ringe, mit Ausnahme der Härtung, in-house vollzogen: Angefangen vom Zusägen der Rohre auf die benötigte Ringbreite, Dreh-, Schleif- und Polierbearbeitung, bis zur Lagermontage und letztlich zur hundertprozentigen Qualitätskontrolle eines jeden Lagers. UKF setzt auf Qualität, statt auf Quantität. Durch die Wertlegung auf Kleinserien können wir uns nach wie vor mit einem zuverlässigen, originalen Qualitätsstandard auszeichnen.“

Ein besonderes Produkt sind Ihre Spindellager mit einem Kugelanlagewinkel von 21°. Seit wann gibt es dieses Produkt?

Müller: „Wir fertigen unsere 21° Lager bereits seit den 70er Jahren an. Einige große Spindellager-Herstellende haben vor ca. 20 Jahren ebenfalls angefangen, abweichende Druckwinkel von 19° oder 20° als Alternative mit in ihr Portfolio aufzunehmen. Da waren wir wohl damals schon unserer Zeit voraus!“

Die gängigen Anlage- oder Druckwinkel bei Spindellagern betragen 15° oder 25°. Wie sind Sie auf einen Winkel von 21° gekommen und welchen Vorteil bietet er?

Müller: „Durch Tests und empirisch erhobene Daten hat sich der 21° Winkel als der optimale Anlagewinkel zwischen Tragfähigkeit und Drehzahl herauskristallisiert. Sprich, wir haben bei diesem den geringsten Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsverlust, verglichen mit den herkömmlichen Winkeln. Und tatsächlich ist der Winkel von 21° für fast 80% aller Anwendungen die beste Option. Für die restlichen Anwendungsfälle im Grenzbereich der Geschwindigkeits- oder Tragfähigkeitsbelastung sollten 15° oder 25° Anlagewinkel verwendet werden. Der große Vorteil beim 21° Winkel ist vor allem, dass der/die Konstrukteur*in sich nicht zwangsläufig zwischen Tragkraft und Geschwindigkeit entscheiden muss. Man kann sich also für die goldene Mitte entscheiden und die optimale Ausgewogenheit aus beiden Welten für die eigene Anwendung nutzen.“

Wie können Kund*innen mehr Informationen über Ihre Produkte erhalten und welche Materialien oder Zertifikate bieten Sie an, um die Kaufentscheidung zu unterstützen?

Müller: „Selbstverständlich stellen wir zu unseren Spindellagern alle Kataloge mit den benötigten technischen Informationen bereit. Die aktuelle Version kann online unter https://www.ukf.de/files/content/downloads/Lagerkatalog_2011.pdf heruntergeladen werden. Bei weiterführenden technischen Fragen steht unser Verkauf sowie unsere Konstruktionsabteilung gerne zur Verfügung. Insbesondere bei der Neuauslegung von Spindellagerungen besteht in vielen Fällen Erläuterungsbedarf, unsere Ingenieur*innen helfen Ihnen gern weiter. Zusätzlich verfügen unsere Kund*innen über die Möglichkeit, PICARD als exklusiven Vertriebspartner für den Fachhandel bei allen Fragen zu Spindel- und Trennkugellagern oder drallfrei geschliffenen Innenringen, kontaktieren zu können.“

Wir danken Uwe Müller für dieses aufschlussreiche Interview.